24.08.2017
Im Vergleich zum globalen Mittel ist die Erwärmung im Alpenraum zurzeit rund doppelt so stark, die Schweiz ist überdurchschnittlich von der Klimaerwärmung betroffen (vgl. Medienmitteilung BAFU vom 28. August 2017). Städte sind dabei besonders verletzlich, da sich der Klimawandel dort verstärkt auswirkt: es bilden sich sogenannte Hitzeinseln. Ein Forschungsprojekt in der Stadt Bern (Urban Green Climate) zeigte, dass der Einfluss des Stadteffekts beträchtlich ist, die Temperatur in überbauten Gebieten ist deutlich höher als im Umland. Andere Studien bestätigen diese Erkenntnis.
Stadteffekt in Bern: Die Temperatur in der Stadt ist deutlich höher als im Umland. UHI = Urban Heat Effect
Bei der Hitzewelle 2003 gab es vor allem in städtischen Gebieten und den Agglomerationen Tote zu beklagen. Trotzdem sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Städte immer noch weitgehend unerforscht. Schuld daran sind meist nicht mangelnde Datengrundlagen zum Klimawandel, sondern die schlechte Zugänglichkeit und die hohen Kosten dieser Daten. Diese Situation soll im Rahmen des Europäischen Horizon2020-Projekts "PUCS - Pan-European Climate Services" verbessert werden. Das Ziel ist es, den Datenbedarf von verschiedenen betroffenen Bereichen besser zu kennen und die relevanten Daten für die diversen Fragestellungen aufzubereiten.
Im Projekt PUCS werden die Bedürfnisse in den Bereichen Gebäudemodellierung, Raumplanung, Schutz des Kulturerbes, umweltgerechte Mobilität, Gesundheit und Überflutungsrisiken gezielt untersucht. Die Arbeiten werden in den Standorten Antwerpen, Rom, Barcelona, Prag, Graz und Bern durchgeführt. Das Projekt dauert von Mitte 2017 bis Ende 2019. Das Projektkonsortium besteht aus 13 Projektpartnern aus 7 Ländern und wird von der EU mit knapp 3 Millionen Euro gefördert.
Meteotest wird im PUCS Projekt Klimadaten für Gebäudesimulationen im urbanen Umfeld aufbereiten und zusammen mit dem Berner Ingenieurbüro INES GmbH den Einfluss der Städte und des Klimawandels auf Energieverbrauch und Komfort von Gebäuden untersuchen. Dies vor dem Hintergrund, dass in Gebäudesimulationen das Klima in Form von Typischen Meteorologischen Jahren (TMY) in die Berechnungen einfliesst. Diese TMY basieren auf Daten von Wetterstationen, welche in der Regel im Umland und nicht in den Städten selber stehen. Daher ist in diesen Daten der Effekt von städtischen Hitzeinseln nicht enthalten. Ebenso ist der Einfluss der Klimaerwärmung nicht abgebildet. Somit sind diese Daten schlecht geeignet als Grundlage für realistische Gebäudesimulationen in Städten.
Das Ziel von Meteotest und INES ist es, innerhalb vom Projekt PUCS Algorithmen zu entwickeln, welche die TMY unter Berücksichtigung von städtischen Wäreminseln und der Klimaerwärmung berechnen können. Diese Modelle werden die Klimadatenbank Meteonorm von Meteotest mit verbesserten Algorithmen ergänzen und so den Gebäudeplanern in der ganzen Welt ermöglichen, realistische Gebäudesimulationen in den Städten der Zukunft durchzuführen.
Meteonorm ist eine globale Klimadatenbank. Dieses Produkt von Meteotest erzeugt genaue und repräsentative typische Jahre für jeden Standort auf dem Planeten. Die Meteonorm ist ein weltweiter Standard für die Planung von Anwendungen in der Sonnenenergie, der Gebäudeplanung, von Heiz- und Kühlsystemen, für Ausbildungszwecke, in Landwirtschaft und Forstwirtschaft und vielen weiteren Gebieten.
Kontaktperson:
Leiter Energie & Klima
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